Anwaltsgerichtshof Celle:
Urteil vom 19. März 2012
Aktenzeichen: AGH 41/11
(AGH Celle: Urteil v. 19.03.2012, Az.: AGH 41/11)
Tenor
Die Klage wird abgewiesen.
Der Kläger hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.
Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorläufig vollstreckbar.
Dem Kläger wird nachgelassen, die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrags abzuwenden, sofern die Beklagte nicht vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.
Der Streitwert wird auf 50.000 € festgesetzt.
Gründe
I.
Der am € 19.. geborene Kläger ist als Rechtsanwalt zugelassen.
Mit Bescheid der Beklagten vom 7. November 2011 ist die Zulassung des Klägers zur Rechtsanwaltschaft gemäß §14 Abs.2 Nr.7 BRAO wegen Vermögensverfalls widerrufen worden, wobei die Beklagte den Widerruf auf folgende Vorgänge gestützt hat:
1. In der Vollstreckung befindliche Steuerrückstände beim Finanzamt B. beliefen sich zum 31. Oktober 2011 auf 11.318,77 €, in der Vollstreckung befindliche Steuerrückstände beim Finanzamt S. zum gleichen Zeitpunkt auf 15.910,52 €.
2. DR 606/09 und DR 1465/10
Gläubigerin: D. A., B., vertreten durch Rechtsanwälte O.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts E. vom 27. März 2009 (Az.: 09-5219432-0-4)
Forderung: 156,83 € zzgl. Zinsen und Kosten (urspr.: 206,83 €)
3. DR 1015/09
Gläubigerin: Niedersächsisches Landesamt für Bezüge und Versorgung, A.
Schuldtitel: Vollstreckungsauftrag des NLBV vom 10. Juli 2009 (Az.: 4401001526185)
Forderung: 671,66 € zzgl. Zinsen und Kosten (urspr.: 921,66 €)
4. DR 127/09
Gläubigerin: B. AG, M., vertreten durch Rechtsanwälte K. pp.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts C. vom 2. Juli 2009 (Az.: 09-7748339-0-0)
Forderung: 166,18 € zzgl. Zinsen und Kosten
5. 9 M 2731/09 Pfändungs- und Überweisungsbeschluss des Amtsgerichts S. vom 17. Dezember 2009 auf Antrag der B. L. GmbH, M., vertreten durch Rechtsanwälte F. pp. aufgrund des Vollstreckungsbescheides des Amtsgerichts C. vom 21. September 2009 (Az.: 09-7897630-0-7), Forderung per 16. Dezember 2009: 4.062,29 € zzgl. Zinsen und Kosten.
Von der Pfändung betroffen sei das Konto des Klägers bei der Volksbank in S. e.G., R., nebst sämtlichen Ansprüchen aus der Geschäftsverbindung (insbesondere das Konto Nr. 7320375000).
DR 1084/10
Gläubigerin: B. L. GmbH, M., vertreten durch die Rechtsanwälte F. pp.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts C. vom 21. September 2009 (Az.: 09-7897630-0-7)
Forderung: 3.028,93 € zzgl. Zinsen und Kosten (urspr.: 4.062,29 €)
DR 1769/10
Gläubigerin: B. L. GmbH, M., vertreten durch die Rechtsanwälte F. pp.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts C. vom 21. September 2009 (Az.: 09-7897630-0-7)
Forderung: 3.102,52 € zzgl. Zinsen und Kosten (urspr.: 4.062,29 €)
Laut einer Aufstellung der Gläubigervertreter habe die Forderung zum 28. September 2011 noch 3.312,81 € betragen. Am 26. September 2011 sei nach Zahlung eines Betrages in Höhe von 71,90 € noch ein Betrag von 3.240,91 € offen.
6. DR 141/11
Gläubigerin: Rechtsanwaltsversorgung Niedersachsen, C.
Schuldtitel: Vollstreckungsauftrag der OFD Niedersachsen, A. (Az.: 4401001793883)
Forderung: 10.631,90 €
In derselben Sache liege der Gerichtsvollzieherin M. folgender Vollstreckungsauftrag vor:
DR II 408/11
Gläubigerin: Rechtsanwaltsversorgung Niedersachsen, C.,
Schuldtitel: Vollstreckungsauftrag der OFD Niedersachsen, A. (Az.: 4401001793883)
Forderung: 10.624,50 €
Die Gesamtrückstände bei der Rechtsanwaltsversorgung Niedersachsen beliefen sich per 21. Oktober 2011 auf 24.180,49 €.
7. 9 M 2249/10 Pfändungs- und Überweisungsbeschluss des Amtsgerichts S. vom 10. November 2010 auf Antrag der R. R. Versicherung AG, vertreten durch den Vorstand, K., Proz.Bevollm.: Rechtsanwälte P., D., aufgrund des vollstreckbaren Versäumnisurteils des Amtsgerichts S. (Az.: 40 C 73/10) vom 15. Juli 2010,
Gesamtforderung: 2.521,97 € zzgl. Zinsen und Kosten,
Von der Pfändung betroffen sei das Geschäftskonto des Klägers bei der H. V. € Konto-Nr. 297 937 300.
8. DR 351/10 und 1407/10
Gläubiger: A. Vertriebs GmbH & Co, vertreten durch die Rechtsanwälte S. & Kollegen, S.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts M. vom 29. Dezember 2009 (Az.: 09-7265037-0-1)
Forderung: 246,07 € zzgl. Zinsen und Kosten (urspr.: 362,14 €)
9. 9 M 1187/10 Pfändungs- und Überweisungsbeschluss des Amtsgerichts S. vom 21. Juni 2010 auf Antrag der Fa. Verlag H. H. GmbH & Co KG, H., vertreten durch Rechtsanwälte N. & R., aufgrund des Vollstreckungsbescheids des Amtsgerichts U. vom 19. Dezember 2008 (Az.: 08988806408) und aufgrund des Vollstreckungsbescheids des Amtsgerichts U. vom 19. März 2008 (Az.: 08969284700),
ursprüngliche Forderung: 2.596,09 € zzgl. Zinsen und Kosten
9 M 1485/10 Pfändungs- und Überweisungsbeschluss des Amtsgerichts S. vom 18. August 2010 auf Antrag der Fa. Verlag H. H. GmbH & Co KG, H., vertreten durch Rechtsanwälte N. & R., aufgrund des Vollstreckungsbescheids des Amtsgerichts U. vom 19. Dezember 2008 (Az.: 08988806408),
ursprüngliche Forderung: 2.610,15 € zzgl. Zinsen und Kosten
DR 443/11
Gläubiger: Verlag H. H. GmbH & Co KG, H., vertreten durch die Rechtsanwälte N. & R.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts U. vom 19. Dezember 2008 (Az.: 08-988806408)
Forderung: 1.936,94 € zzgl. Zinsen und Kosten
Gemäß einer Aufstellung der Gläubigervertreter vom 19. August 2011 bestehe derzeit bzgl. der vorgenannten drei Forderungen eine Gesamtforderung in Höhe von 2.341,33 €.
10. DR 705/10
Gläubiger: K. P. O. A. GmbH, W., vertreten durch die Rechtsanwälte G. pp.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts U. vom 10. März 2010 (Az.: 10-8348025-0-4)
Forderung: 601,22 € zzgl. Zinsen und Kosten (urspr.: 701,22 €)
Der Gerichtsvollzieherin M. liege in derselben Angelegenheit folgender Vollstreckungsauftrag vor:
DR II 627/10
Gläubiger: K. P. O. A. GmbH, W., vertreten durch die Rechtsanwälte G. pp.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts U. vom 10. März 2010 (Az.: 10-8348025-0-4)
Forderung: 483,31 € zzgl. Zinsen und Kosten
11. DR 927/10
Gläubiger: OFD Niedersachsen, A.
Schuldtitel: Vollstreckungsauftrag der OFD Niedersachsen vom 11. Mai 2010 (Az.: 1404900015779)
Forderung: 860,16 € zzgl. Zinsen und Kosten
In derselben Angelegenheit liege der Gerichtsvollzieherin M. folgender Vollstreckungsauftrag vor:
DR II 99/11
Gläubiger: OFD Niedersachsen, A.
Schuldtitel: Vollstreckungsauftrag der OFD Niedersachsen vom 11. Mai 2010 (Az.: 1404900015779)
Forderung: 714,96 € zzgl. Zinsen und Kosten
12. DR 1003/10
Gläubiger: L. D. GmbH, M., vertreten durch die Rechtsanwälte R.B.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts H. vom 29. April 2010 (Az.: 10-1868217-0-4)
Forderung: 156,77 € zzgl. Zinsen und Kosten (urspr.: 306,77 €)
In dieser Angelegenheit liege der Gerichtsvollzieherin M. folgender Vollstreckungsauftrag vor:
DR II 113/11
Gläubiger: L. D. GmbH, M., vertreten durch die Rechtsanwälte R. B.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts H. vom 29. April 2010 (Az.: 10-1868217-0-4)
Forderung: 331,69 € zzgl. Zinsen und Kosten
13. DR 1718/10
Gläubiger: R., I., vertreten durch die Rechtsanwälte K. & W.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts U. vom 25. August 2010 (Az.: 10-8493500-0-2)
Forderung: 1.562,10 € zzgl. Zinsen und Kosten (urspr.: 1.716,16 €)
14. DR 1976/10
Gläubiger: C. W. GmbH, H., vertreten durch die C., B. KG, H.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts U. vom 21. Oktober 2010 (Az.: 10-8527241-1-ON)
Forderung: 571,07 € zzgl. Zinsen und Kosten
9 M 3339/11 Pfändungs- und Überweisungsbeschluss des Amtsgerichts S. vom 8. April 2011 auf Antrag der C. W. GmbH, Geschäftsführer H. R., O.Straße, H., vertreten durch die C. H. B. KG, H., aufgrund des Vollstreckungsbescheids des Amtsgerichts U. vom 21. Oktober 2010 (Az.: 10-8527241-1-ON,
Gesamtforderung per 29. März 2011: 639 € zzgl. Zinsen und Kosten
Von der Pfändung betroffen sei das Geschäftskonto des Klägers bei der Sparkasse S. nebst sämtlichen Ansprüchen aus der jeweiligen Geschäftsverbindung.
15. Kammerbeitrag für 2010 in Höhe von 240 €.
In dieser Angelegenheit sei am 27. Dezember 2010 ein Pfändungs- und Überweisungsbeschluss ergangen.
Ferner sei der Kammerbeitrag für 2011 in Höhe von 288 € bisher nicht beglichen.
16. DR 158/11
Gläubigerin: H.C. R. AG, C., vertreten durch die Rechtsanwälte H. & F.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts C. vom 16. Dezember 2010 (Az.: 10-7672542-0-5)
Forderung: 396,10 € zzgl. Zinsen und Kosten (urspr.: 546,10 €)
17. DR 859/11
Gläubigerin: H. F.P. Versicherung AG, vertreten durch die Rechtsanwälte S. pp.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts U. vom 28. April 2011 (Az.: 11-8377653-0-8)
Forderung: 330,85 € zzgl. Zinsen und Kosten
18. DR II 317/10 Gerichtsvollzieherin M.
Gläubigerin: OFD Niedersachsen, A.
Schuldtitel: Vollstreckungsersuchen der Gläubigerin vom 9. Juli 2009 (Az.: 09-0314015-0-9)
Forderung: 4.776,08 € zzgl. Zinsen und Kosten
19. DR II 613/10 Gerichtsvollzieherin M.
Gläubigerin: S. V. G. mbH & Co KG; H., vertreten durch die Rechtsanwälte O. pp.
Schuldtitel: Vollsteckungsbescheid des Amtsgerichts U. vom 6. August 2008 (Az.: 08-9788548-0-6)
Forderung: 3.460,78 € zzgl. Zinsen und Kosten
20. DR II 718/10 Gerichtsvollzieherin M.
Gläubigerin: OFD Niedersachen, A.,
Schuldtitel: Vollstreckungsersuchen der Gläubigerin vom 22. Oktober 2010 (Az.: 1498801045020)
Forderung: 899,30 € zzgl. Zinsen und Kosten
21. DR II 772/10 Gerichtsvollzieherin M.
Gläubigerin: S. C. B. AG, M., vertreten durch die Rechtsanwälte W. & Partner
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts H. vom 25. Januar 2010 (Az.: 09-4318977-0-4)
Forderung: 124,08 € zzgl. Zinsen und Kosten
22. DR II 868/10 Gerichtsvollzieherin M.
Gläubigerin: Landeshauptstadt Fachbereich Jugend und Familie Unterhaltsvorschuss, H.
Schuldtitel: Verpflichtungserklärung des Jugendamts der Landeshauptstadt H. vom 23. Oktober 2002
Forderung: 5.160,90 € zzgl. Zinsen und Kosten
23. DR II Gerichtsvollzieher W.
Gläubigerin: E. V. AG, D., vertreten durch die S. Rechtsanwälte
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts H. vom 29. Dezember 2010 (Az.: 10-2859258-0-1)
Forderung: 360,17 € zzgl. Zinsen und Kosten
24. DR II 1025/11 Gerichtsvollzieher W.
Gläubigerin: v.H.I. GmbH, B.
Schuldtitel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts U. vom 5. August 2011 (Az.: 11-8440052-2-3)
Forderung: 308 € zzgl. Zinsen und Kosten
Die Gesamtrückstände beliefen sich danach auf 80.900,75 €.
Die Vermögensverhältnisse seien seit längerer Zeit ungeordnet. Ratenzahlungen würden nicht eingehalten werden. Einen Überblick über die gesamte Vermögenssituation habe der Rechtsanwalt ersichtlich nicht.
In verschiedenen Berufsaufsichtsverfahren sei gegen den Rechtsanwalt der Vorwurf der Nichtweiterleitung von Fremdgeld erhoben worden, so auch in dem Verfahren 2 EV 45/11 (H. W).
Gegen diesen ihm am 7. November 2011 zugestellten Bescheid hat Rechtsanwalt B. am 7. Dezember 2011 Klage erhoben, mit welcher er die Aufhebung des vorgenannten Bescheides erstrebt.
Zur Begründung verweist er darauf, dass er mit der Gerichtsvollzieherin M. und dem Gerichtsvollzieher W. langfristige Ratenzahlungsvereinbarungen getroffen habe, die er nahezu wöchentlich bediene. Der Umstand, dass mit den Gerichtsvollziehern Ratenzahlungsvereinbarungen getroffen worden seien, sei gleichzusetzen mit Vereinbarungen, die mit den Gläubigern getroffen worden wären.
Vollstreckungsmaßnahmen seien danach überhaupt nicht angezeigt; auch eine Gefährdung der Interessen der Rechtssuchenden liege nicht vor.
Was die Nichtweiterleitung von Fremdgeldern angehe, so sei in der Sache W. ein Zahlungseingang für Herrn W. übersehen worden.
Der Kläger beantragt,
den Bescheid der Beklagten vom 7. November 2011 aufzuheben.
Die Beklagte beantragt,
die Klage abzuweisen.
Der Kläger habe zu der Widerrufsverfügung nicht konkret Stellung genommen und auch nicht mitgeteilt, wie er in absehbarer Zeit gedenke, seine Vermögensverhältnisse zu ordnen.
Nach der Widerrufsverfügung seien weitere Vollstreckungsaufträge eingegangen:
1. DR 1324/11
Gläubigerin: Rechtsanwaltskammer C.
Forderung: 573,98 €
2. DR 1338/11
Gläubigerin: A. V. GmbH & Co, S.
Forderung: 236,26 €
3. 90 M 438/11
Pfändungs- und Überweisungsbeschluss des Amtsgerichts S. in der Zwangsvollstreckungssache der Frau B. B. und des Herrn L. B., B. aufgrund des Vollstreckungsbescheids vom 1. November 2011 des Amtsgerichts U. wegen einer Forderung in Höhe von insgesamt 4.205,20 €. Betroffen sei das ursprüngliche Geschäftskonto des Klägers bei der H. V. eG. Aus der Drittschuldnererklärung der H. V. eG vom 19. Dezember 2011 ergebe sich, dass die H. V. eG eigene Ansprüche gegen den Kläger habe.
4. DR II 1524/11
Gläubigerin: OFD Niedersachsen
Forderung: 36 €
5. DR II 1539/11
Gläubigerin: V. in S. eG, B.
Forderung: 3.583,87 €
6. DR II 1599/11
Gläubiger: H. J., H., vertreten durch die Rechtsanwälte M., S. pp., B.
Forderung: 5.167,39 €
7. DR II 16/12
Gläubigerin: Verlag H. H. GmbH & Co KG, H.
Forderung: 1.810,83 €
Die den Kläger betreffenden Personalakten der Beklagten lagen dem Senat bei der mündlichen Verhandlung und Entscheidung vor.
II.
Die Klage ist zulässig, in der Sache aber nicht begründet.
Gemäß §14 Abs.2 Nr.7 BRAO ist die Zulassung eines Rechtsanwalts zur Rechtsanwaltschaft zu widerrufen, wenn der Rechtsanwalt in Vermögensverfall geraten ist. Von diesem Widerruf kann nur abgesehen werden, wenn die Interessen der Rechtsuchenden nicht gefährdet sind. Vermögensverfall im Sinne dieser Bestimmung ist gegeben, wenn der Rechtsanwalt in ungeordnete, schlechte finanzielle Verhältnisse geraten ist, sie in absehbarer Zeit nicht ordnen kann und außerstande ist, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Beweisanzeichen für einen solchen Vermögensverfall sind die Erwirkung von Schuldtiteln und Vollstreckungmaßnahmen gegen den Rechtsanwalt. Auf die Ursache des Vermögensverfalls kommt es nicht an (vgl. BGH NJW 1991, 2083; ständige Rechtsprechung).
Danach liegt vorliegend ein Vermögensverfall vor.
Gegen den Kläger sind zahlreiche unter den Ziffern 1. bis 24 genannte Schuldtitel ergangen. Der Kläger nimmt dies nicht in Abrede. Zu den weiteren von der Beklagten in ihrer Erwiderung aufgeführten Vorgängen hat er trotz Möglichkeit hierzu nicht Stellung genommen.
Der Kläger hat auch nicht konkret dargelegt, wie er in absehbarer Zeit gedenkt, seine Vermögensverhältnisse zu ordnen.
Soweit er sich darauf beruft, sich mit den zuständigen Gerichtsvollziehern (ersichtlich mündlich) darauf verständigt zu haben, auf vorliegende Forderungen regelmäßige Zahlungen zu erbringen, ergibt sich daraus nichts anderes.
Abgesehen davon, dass der Kläger mit den Gläubigern selbst, worauf es entscheidend ankommt, verbindliche Zahlungsvereinbarungen nicht getroffen hat, ergeben die von dem Kläger mit Schriftsatz vom 21. Oktober 2011 übersandten Belege gerade einmal einen Zahlungsbetrag von 250 €, mithin einen Betrag, der im Hinblick auf die bislang entstandenen Rückstände von über 80.000 € zu gering ist, als dass alsbald von einer Ordnung der Vermögensverhältnisse des Klägers ausgegangen werden könnte.
Durch den Vermögensverfall sind auch die Interessen der Rechtsuchenden gefährdet.
Durch in der Vergangenheit vorgenommene Pfändungen sind jedenfalls teilweise auch Geschäftskonten des Klägers betroffen gewesen. Den Kläger würde auch nicht ein Hinweis dahingehend entlasten, Zahlungen für den Mandanten direkt an diesen vorzunehmen. Denn ein solches Vorgehen würde dann allein von dem Willen des Klägers abhängen und wäre nicht kontrollierbar.
Danach war die Klage abzuweisen.
III.
Ein Anlass, die Berufung nach den §§124 VwGO, 112 c Abs.1, 112 e BRAO zuzulassen, besteht nicht. Die Rechtssache weist weder besondere tatsächliche oder rechtliche Schwierigkeiten auf. Noch hat die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung.
IV.
Die Nebenentscheidungen folgen aus den §§112 c BRAO, 154 Abs.1, 167 VwGO, 708 Nr.11, 711 ZPO.
Die Streitwertfestsetzung beruht auf §194 Abs.2 BRAO.
AGH Celle:
Urteil v. 19.03.2012
Az: AGH 41/11
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